In der Anwendergemeinschaft von Voltaris ist der Steuer-Rollout ein wesentliches Thema, nicht zuletzt weil damit die Komplexität der IT-Systeme zunimmt, wie Marcus Hörhammer erläutert.

 

E&M: Herr Hörhammer, wie ist der Stand des Rollouts intelligenter Messsysteme bei den Mitgliedern der Voltaris-Anwendergemeinschaft?

Hörhammer: Die größeren Unternehmen sind etwa bei einer Quote von 17 oder 18 Prozent. Die meisten kleineren Messstellenbetreiber liegen etwas dahinter. Und selbst wer in der letzten Erhebung der Bundesnetzagentur noch im einstelligen Prozentbereich gelegen hat, kann die 20 Prozent bis zum Jahresende noch schaffen, wenn die Prozesse und Systeme entsprechend initialisiert und stabilisiert sind. Das ist der entscheidende Aspekt. Die Umsetzung der Rollout-Menge als solcher ist bei kleineren Werken dann nicht der Flaschenhals. Was Systeme und Prozesse betrifft, sehen wir niemanden unserer Kunden gefährdet. Alle haben Pilotanlagen ausgerollt und getestet, alle haben die Anbindung der Smart Meter Gateways getestet und ihre Erfahrungen gesammelt. Sie können jetzt installieren. Zu beachten ist dabei allerdings, dass entsprechende Hardware bestellt und verfügbar ist.

E&M: Fachkräfte sind aber ein knappes Gut.

Hörhammer: Fachkräfte sind knapp, aber die Messstellenbetreiber fangen in aller Regel nicht jetzt erst an, sich um Montagekapazitäten zu kümmern. Einige haben dafür auch Inhouse-Ressourcen.

E&M: Die Anbindung der Gateways über Mobilfunk funktioniert nicht überall. In tiefen Kellern und hinter dicken Mauern ist die Abdeckung nicht immer gewährleistet. Ist die 450-MHz-Frequenz dafür der Königsweg?

Hörhammer: Die Messstellenbetreiber machen ganz individuelle Erfahrungen mit der Anbindung in den jeweiligen Netzgebieten. An manchen Messlokationen funktioniert Mobilfunk gut, an anderen gibt es keinen Empfang. Wir haben auch 450-MHz-Pilotprojekte gemacht und dabei die konzeptionellen Vorteile durchaus wahrgenommen, wie eben eine bessere Durchdringung und eine gute Abdeckung im ländlichen Raum. Aber es ist noch keine flächendeckende Abdeckung gegeben. Ich gehe davon aus, dass wir bei der Anbindung der Smart Meter Gateways in den Netzgebieten jeweils einen Mix aus Mobilfunk, LTE 450 und Breitband-Powerline haben werden. Letztere Technologie bietet eine gute Alternative bei Abdeckungsproblemen im Mobilfunknetz.

E&M: Was sind aus Ihrer Sicht derzeit noch die größten Herausforderungen der Messstellenbetreiber beim Rollout?

Hörhammer: Mit dem Steuer-Rollout wächst die Komplexität der IT-Systeme. Die IT-Systemlandschaft muss um ein ‚aEMT-System‘ (aktiver Externer Marktteilnehmer; d. Red.) erweitert werden, das notwendig ist, um die CLS-Funktionalität der SMGW nutzen und Steuerboxen ansteuern zu können. Dies muss prozessual und systemisch ins Backend integriert werden. Wir bieten unseren Kunden die aEMT-Funktionalität, welche bereits integriert ist in die bestehende GWA-Landschaft. Ferner unterstützen wir unsere Kunden bei der Integration dieser Bestandteile in die eigene IT-Landschaft.

E&M: Das aEMT-System ist also zwingend notwendig für das Steuern?

Hörhammer: Ja, das aEMT-System verwaltet, managt und administriert den CLS-Kanal am SMGW und die Steuerboxen − analog zum GWA-System, das die Gateways administriert.

E&M: Dann ist das aEMT-System auch ein Ausdruck der Sicherheitsarchitektur im intelligenten Messwesen?

Hörhammer: Ja, der Betrieb eines aEMT-System erfordert ebenso ein Sicherheitskonzept wie das GWA-System und andere kritische IT-Systeme. Denn schließlich greift der Netzbetreiber ja durch das Steuern aktiv in das Energiesystem ein. 
 
Zur Person
Marcus Hörhammer ist seit dem 1. Januar 2025 kaufmännischer Geschäftsführer von Voltaris. Der gebürtige Kaiserslauterer ist hat Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Elektrotechnik studiert und einen Masterabschluss in Energiemanagement. Er ist seit 2012 im Unternehmen und war unter anderem Bereichsleiter für Produktentwicklung und Vertrieb.